Was für eine Frau!
Wenn man sich allerdings in den Text vertieft, entsteht ein differenzierteres Bild. In Vers 10 wird sie, je nach Übersetzung, vorgestellt als tüchtig, nobel, tugendhaft. Im hebräischen Originaltext beinhaltet das Wort ‚tüchtig‘ persönliche Qualitäten wie Mut, Tatkraft und innere Stärke. Damit wird schon zu Beginn deutlich, dass der Fokus hier auf ihrem Charakter liegt.
Ja, sie ist wirklich von früh bis spät beschäftigt, handwerklich tätig und eine erfolgreiche Geschäftsfrau; allerdings hat sie auch Haushaltshilfe.
Wichtiger als das, was sie tut ist wie sie arbeitet, denn daran lässt sich ihr Charakter ablesen: Sie ist vertrauenswürdig, hilfsbereit, sieht die Bedürfnisse anderer und begegnet ihnen soweit sie kann, eine Frau mit Stärke und Würde, klug, weise, freundlich, großzügig, fleißig. Bemerkenswert ist auch, dass sie bei allem Einsatz für ihre Familie, ihre Angestellten und die Bedürftigen auch sich selber nicht vernachlässigt. Ich glaube, sie ist sich durchaus ihrer Würde und ihres Einflusses bewusst und hat ihr Leben im Griff.
Der Schlüsselvers der gesamten Passage ist für mich Vers 30; Grundlage für ihr Selbstbewusstsein ist die Ehrfurcht vor Gott. In diesem Text werden also Frauen gelobt und geehrt, die den Herrn fürchten und die Stärke ihres gottesfürchtigen Charakters in die Tat umsetzen.
Sprüche 31 hat für mich dadurch den Schrecken eines übersteigerten Anspruchs verloren.
„Kraft und Würde sind ihr Gewand, und so sieht sie dem kommenden Tage unbesorgt entgegen.“ (V.25)
(Ulrike Krallmann, © 2024)