Thomas – Unglaublich für einen Ungläubigen

Fast alle kennen ihn. Doch niemand möchte sein wie er: ungläubig ist irgendwie nur halbdufte. Wie konnte es soweit kommen?

Nach der Auferstehung besucht Jesus seine Jünger. Die Tür ist verrammelt. Der Meister kommt quasi durch die Wand. Unfassbar! Aber jetzt dämmert es den Jüngern. Ihr Herr und Meister lebt. Thomas war nicht dabei. Niemand weiß warum. Vielleicht hat er nur eben Falafel für alle geholt. Jedenfalls ist Jesus weg, als er wiederkommt.

Also, Jesus ist erst mal aus gutem Grund gekommen. Und er hatte und musste ein markantes Zeichen setzten. Hat auch geklappt! Alle glauben jetzt. Doch was macht Thomas: „Niemals werde ich das glauben!“ Zu so einem Ausruf gehört Mut! Thomas will ja keine Unterhaltungsshow von Jesus sehen. Für ihn geht es um Leben und Tod. Da reicht es nicht aus, etwas für richtig zu halten.

Und Jesus? Ist er beleidigt und kommt nicht? Eine Woche später erscheint Jesus; ohne Termin. Er sagt: „Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Freuen dürfen sich alle, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!“  Offensichtlich hatte Jesus kein Problem damit, sich den Fragen zu stellen oder in Frage gestellt zu werden. Merken wir was? Jesus manipuliert nicht und setzt nicht unter Druck. ER spielt auch seine Machtkarte nicht aus. Ganz anders als ich das von Menschen aus Politik und Kirche kenne.

Doch wer hat eigentlich einen Nutzen davon, dass Menschen einfach für wahr halten, was eine Elite sagt? Thomas wurde hier zur Steilvorlage.

Bis heute hat die Mehrheit der Menschen ihrem Schöpfer gegenüber kein gutes Gefühl. Ich denke, dass die meisten sich nicht verändern wollen. Und es gibt die, die befürchten, nichts sagen zu dürfen, keine kritischen Fragen stellen zu dürfen. Das macht ihnen Angst. Das wollen sie nicht. Brauchen sie auch nicht.

Aber hat unsere traditionelle Deutung der Thomas Geschichte hier nicht einen großen Anteil?

(© Tom Laengner, 2024)