Potenzial-Vollmacht

Aus der Einführung

Während ich noch in der Missionsarbeit in Südafrika engagiert war, verbrachte ich etwa zwei Jahre damit, ein Spektrum überkultu­reller Leitungsgrundsätze nach dem Beispiel von Jesus Christus zu erforschen, und habe im Jahr 1992 meine Ergebnisse in dem Buch »Mentoring for Mission« herausgebracht. Die wirklich bemerkens­werte internationale Anerkennung ermutigte mich sehr. Nachdem ich in den letzten Jahren Hunderte von Leitern aller Kontinente über Leiterschaft nach Jesu Vorbild gelehrt habe, habe ich jedoch eine weitere Perspektive entdeckt, die näherer Untersuchung bedurfte, und die in „Leidenschaftliche Leiterschaft“ nicht tiefgehend genug behandelt wurde: Welche praktischen Einsichten kann man aus der Schulung der Jünger von Jesus durch ihren Meister gewinnen, um in den Lei­tern von heute einen Charakter nach dem Abbild von Jesus Christus zu entwickeln?

Diese Frage brachte mich dazu, dass ich die Schulung der Zwölf durch den Herrn Jesus noch einmal untersuchte, und mich dieses Mal auf Lektionen konzentrierte, die man aus der besonderen Förderung Seines ersten Schützlings, Simon, lernen konnte.

Von ihm wissen wir mehr als von jedem anderen Jünger. Er scheint der am meisten Greifbare der Gruppe zu sein. Er ist liebens­wert trotz seiner Fehler; ja, sowohl seine Schwächen als auch sein Stärken sprechen uns an. Irgendwie spüren wir, dass jeder von uns einen Platz an seiner Seite hat auf seinem Weg der Entwicklung von Unbeständigkeit zur Standhaftigkeit, von Feigheit zum Mut, von Schwächen und Fehlern hin zu hervorragenden Eigenschaften, vom Scheitern zur Fruchtbarkeit. In Simons Gesellschaft verzweifeln wir nicht, sondern wir bekommen neue Hoffnung auf die erwünsch­ten Veränderungen in uns selbst; im Spiegel seiner Fortschritte erlangen wir das Vertrauen, dass auch wir mit Gott vorankommen können.

Für einen einfachen Fischer ist die Lebensgeschichte von Simon eine der bemerkenswertesten, die jemals aufgeschrieben wurde, als er sich zu einem hervorragenden Leiter und Pionier für den christlichen Glauben und damit zu einem der einflussreichsten Persönlichkeiteft in der Geschichte wandelte. Die Grundlage all dieser Veränderungen war, dass Christus ihm dabei half etwas zu werden, das er sonst niemals geworden wäre, dass er ihn von der guten Anlage zur Kraft Gottes führte.

Ich habe keinesfalls den Versuch unternommen, eine Biogra­phie über Simon zu schreiben, andere haben bereits diese Aufgabe übernommen (siehe Bibliographie). Aber ich habe versucht, wesent­liche Entwicklungserfahrungen herauszuarbeiten, die er während des Prozesses der Ausbildung zu einer zukünftigen herausragenden Leiterschaft durchlaufen hat. Wenn wir seiner faszinierenden Suche nachgehen und uns ausbilden, ermutigen, herausfordern, inspirieren, ernüchtern und warnen lassen, werden wir feststellen, dass seine Suche zu der unseren wird, hin zu größerer Reife und geistlicher Kompetenz, hin zu mehr göttlicher Kraft und größerer Ähnlichkeit mit Jesus Christus.

Eine falsche Sichtweise von geistlicher Leiterschaft ebnet den Weg für eine falsche Praxis. Zu einer Zeit, wo sich weltliche Konzepte und Modelle für Leiterschaft den Leib Christi durchgesetzt haben, tun wir gut daran, der biblischen Ermahnung Beachtung zu schenken: „Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus“ (Kol 2, 8).