Wie hat es Psalm 119  in die Bibel geschafft?

 

 

 

 

 

 

 

Er war ein Sprecher internationaler Konferenzen. Der Bestseller, den ich nie gelesen habe, war auch von ihm. Außerdem hatte er noch einen akademischen Titel. Und einige Gemeinden hatte er zusätzlich noch gegründet. Nicht alles an einem Nachmittag, versteht sich. Wenn der jetzt also käme, dann ginge ich hin.

Aber Moment: bis hierher hat er doch noch nichts gesagt. Allein seine Geschichte und sein Name sind die Währung seiner Glaubwürdigkeit.

Bekäme ich nur ein wenig von seinem Segen!

Und dann gibt es Psalm 119. Ein Psalm ohne Autor. In ihm geht es um Gebote. 30-mal kommt das Wort vor. Es sei denn, ich hätte mich verzählt. Dennoch wirkt der Psalm auf mich nicht wie das Werk eines Regelfanatikers.  Autorin oder Autor schienen viel mehr den Grundgeheimnissen eines erfüllten Lebens auf die Spur kommen zu wollen. Nicht schlecht!

Faszinierender ist für mich, dass dem Psalm kein Name zugeordnet werden kann. Bei den anderen waren es David, Etan, Melchisedek, Abraham, Moses, Heiman, Jeduthun, Asaph, Salomo und nicht zuletzt die drei Söhne Korahs. Aber gerade dieser längste Psalm soll sich selber geschrieben haben?

Was war der Kompass der Bibelzusammensteller für ihre Auswahl? Vielleicht war es der Inhalt, der so wesentlich war, dass sie an ihm nicht vorbei kamen. Wie wäre es, wenn wir bei unserer Suche nach Erfüllung weniger auf große Zahlen und Erfolge anderer schauen. Was wäre, wenn wir mehr auf den „Geist der Wahrheit“ vertrauen, der uns „in aller Wahrheit leiten“ soll? Mag sein, dass wir dann die „Wahrheit erkennen“, die uns „frei machen“ wird. Das könnte so schön sein!

(Copyright © Tom Laengner 2023 )