Ungehorsam – mit überraschender Begründung

Mit bemerkenswerter Offenheit stellt die Bibel auch das Versagen von Menschen alttestamentlicher und neutestamentlicher Zeit dar. Eine solche Person ist der Prophet Jona.

Als Gott ihn beauftragte, in Ninive zu predigen, machte er sich im Trotz stattdessen auf den Weg nach Tharsis. Unterwegs auf See geriet er infolge eines Unwetters in Lebensgefahr, wurde jedoch durch göttliches Eingreifen gerettet. Gottes erneuter Aufforderung, die Einwohner Ninives zu geistlicher Umkehr zu rufen, folgte er. Nachdem sich diese von ihrem bösen Wandel abgewandt hatten, ließ Gott das angedrohte Gericht nicht eintreten.

Daraufhin wurde Jona zornig und erklärte seinen ursprünglichen Ungehorsam so: „… ich wusste ja, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld, und dass dich des Übels gereut“ (Jona 4:2, Zürcher). Erstaunlich – die Begründung für seinen Ungehorsam war Jonas Unzufriedenheit mit Gottes Haltung und Handeln, ein falsch zurechtgelegtes Gottesbild!

Unglaublich? Nein, denn Ähnliches kann heutzutage dort geschehen, wo Menschen aus einer irrigen Gottesvorstellung heraus für sich ‚ungehorsame Handlungsfreiheit‘ herleiten wie etwa: ‚Da Gott ein Gott der Liebe ist, wird Er mir ohnehin vergeben‘ – ¨‘Gott will doch, dass ich stets glücklich bin‘ – ‚Gott hat mir schließlich gesunden Menschenverstand gegeben, also kann ich selbst entscheiden‘ – Da wir nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen, kann ich mir die Freiheit nehmen‘, u.a.m.

Auf diesem Hintergrund verdient Paulus‘ Warnung in Galater 6:7 umso mehr Beachtung: „Irret euch nicht! Gott lässt seiner nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ (Zürcher)

(Copyright © Dr. Günter Krallmann, 2020)