Zwei entgegengesetzte Wege

Kürzlich konnte ich antiquarisch ein bemerkenswertes Buch erwerben. Dabei handelt es sich um die umfangreiche Schrift „Sechs Bücher vom wahren Christentum“ von Johann Arnd (1555-1621). Dieses Werk ist nicht nur das erste lutherische Andachtsbuch, sondern – abgesehen von Thomas à Kempis‘ „Nachfolge Christi“ – auch die meistgedruckte Erbauungsschrift deutscher Sprache.

Neben dem Titelblatt befindet sich ein Bildnis des Autors, auf dessen Rahmen vermerkt ist: „Christus hat viele Diener, aber wenig Nachfolger“.

Diese tiefgründige Beobachtung hat mich zum Nachdenken gebracht, insbesondere der Gegensatz „viele Diener – wenig Nachfolger“.

Er erinnert mich an andere Gegensatzpaare, welche die Bibel aufweist. Da geht es um bloßes Lippenbe-kenntnis gegenüber tatsächlichem Gehorsam (Mt 7:21-23). Da ist von Menschen die Rede, die lediglich Hörer statt Täter des Wortes Gottes sind (Jak 1:23). Diejenigen, die zerstreuen, werden denen gegenübergestellt, die sammeln (Mt 12:30). Zudem wird der Kontrast zwischen den fünf törichten und den fünf weisen Jungfrauen herausgestellt (Mt 25:1-13).

Und schließlich ist da noch der von Jesus Christus aufgewiesene Gegensatz vom breiten Weg, der ins Verderben, und dem schmalen, der zum Leben führt (Mt 7:13.14). Auf dem breiten Weg ist – laut des englischen Erweckungspredigers John Wesley – die große Masse unterwegs, darunter viele weise, reiche, mächtige oder edle Menschen. Aber die Tatsache, dass viele diese Richtung verfolgen, ist keinerlei Beweis dafür, dass sie die richtige wäre. Im Gegenteil, der Weg zum ewigen Leben führt allein über Jesus Christus, welcher „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist (Joh 14:6).

Wie wichtig daher, wachsam zu sein (vgl. Lk 21:36) und unser Herz ‚erforschen‘ zu lassen, auf welchem Weg wir uns befinden (Ps 139:22.24).

(Copyright Dr. Günter Krallmann, 2021)